Tagestipps im Radio

Tagestipps

Samstag 18:05 Uhr Deutschlandfunk Kultur

Feature

"Die Sprache geht verloren, die Seele bleibt!" Der Sound von Dersim Von Fritz Schütte Regie: Iris Drögekamp Mit: Tim Seyfi und Ilknur Bahadýr Ton und Technik: Boris Kellenbenz und Claudia Peycke Produktion: SWR 2023 Länge: 52"45 Dersim ist auf keiner Landkarte mehr zu finden. Schon 1937 hat man die Region umbenannt. Der Sound lebt weiter - in der Diaspora. Eine Spurensuche von Fritz Schütte. Alles schwingt, alles ist heilig, sagen Einwohner über die Landschaft von Dersim in der Türkei. Die türkische Provinz zählt zu den bevölkerungsärmsten des Landes, die meisten Einwohner sind ins Exil gegangen, fahren nur noch zu Besuch hin. Allein in Deutschland sollen 300.000 von ihnen leben. Mitgenommen haben sie die naturverbundene Weltsicht der Aleviten, die kurdische Sprache und ihre Musik: uralte Melodien und Instrumente, neuzeitliche Adaptionen. Fritz Schütte hat sich auf die Suche nach dem "Dersim-Sound" gemacht: bei kurdischen Musikern, aber auch in einem Kreuzberger Zeitschriftenladen, wo ein junger Mann die ganze musikalische Bandbreite Dersims auf CDs verkauft, und im Gespräch mit dem Musikwissenschaftler Martin Greve. Die behutsame Begegnung des Autors mit einem Netzwerk aus Musik und Kultur, Sprache und Religion, Geschichte und Politik lässt schließlich auch die Frage nach einem eigenen kurdischen Staat nicht aus - "und umfasse er nur einen kleinen Stein", wie der Musiker Ali Baran aus Karlsruhe anmerkt. Bis dahin bieten ihm seine annähernd 1.000 Kassetten ein Stück Heimat. Empfehlung: In ihrem Stück "Das ist meine Geschichte. Uns gibt es!" untersucht die kurdisch-deutsch-schwedische Filmemacherin Gülseren Sengezer das kollektive Sprachtrauma vieler Kurdinnen und Kurden, die gezwungen sind, ihre Sprache und Identität zu leugnen. Fritz Schütte, 1958 in Hamburg geboren, hat Romanistik und Journalismus an der Universität München studiert. Seit 1993 lebt er als freier Rundfunkautor in Berlin. Zuletzt hat er für Deutschlandfunk Kultur in der Sendung "Nachspiel" die Features "Breakdance wird olympisch" (2023) und "Tanz den Balkan" (2023) produziert.

Samstag 19:00 Uhr HR2

Live Jazz

Rahel Talts Quartet with guitarist Rob Luft | Rob Luft, g | Rahel Talts, p | Donatas Petreikis, sax | Mariusz Prasniewski, db | Jesper Lørup Christensen, dr | Jazzkaar Festival, Auditorium, Kumu, Estonian Art Museum, Tallinn, Estland, März 2024 Am Mikrofon: Jürgen Schwab

Samstag 19:04 Uhr WDR3

WDR 3 Hörspiel - Kunstpalast

Der Aufstand in den Sinnscheisse-Bergwerken Von Matthias Schamp Zukunftsgroteske Regie: Beate Andres Produktion: WDR 2007

Samstag 20:03 Uhr SR2 Kulturradio

ARD Oper

Bernhard Lang: Dora Dora: Josefin Feiler Schwester: Shannon Keegan Bruder: Dominic Große Mama: Maria Theresa Ullrich Papa: Stephan Bootz Teufel: Marcel Beekman Berthold: Elliott Carlton Hines Antiker Chor: Neue Vocalsolisten extended Staatsorchester Stuttgart Elena Schwarz, Musikalische Leitung (Mitschnitt der Uraufführung vom 3. März aus der Staatsoper Stuttgart) Dora ist ein recht widerständiges Mädchen. Die Familie ein Alptraum, die Umgebung - ein fiktives, aber mögliches Ruhrgebiet - nicht weniger. Um den beengenden Verhältnissen zu entkommen, tut sich das Mädchen mit einem schrägen Gesellen zusammen, der durchaus der Teufel sein könnte. Der schlichte, aber treue Freund darf auch nicht fehlen. Ausgedacht hat sich das Szenario einer schrägen Märchenoper der Schriftsteller und Musiker Frank Witzel und sich dafür mit dem österreichischen Komponisten Bernhard Lang zusammengetan, der damit an der Staatsoper Stuttgart sein bereits achtzehntes Musiktheater realisiert.

Samstag 20:03 Uhr Bayern 2

Hörspiel Krimi

"Haus der aufgehenden Sonne" (1/3) von Friedrich Ani Haus der aufgehenden Sonne (1/3) Von Friedrich Ani Mit Franziska Schlattner, Martin Feifel, Nancy Mensah-Offei, Nicola Mastroberardino, Katja Bürkle, Christiane Blumhoff und anderen Komposition: Karim Shalaby Regie: Alex Schaad BR/SWR 2022 Verfügbar in der ARD Audiothek Innerhalb kürzester Zeit werden in München zwei tote Männer aufgefunden, erstochen mit einem Messer gleichen Fabrikats, Modell Phoenix. Die Fahndung von Kommissarin Fariza Nasri und Ex-Kommissar Jakob Franck konzentriert sich bald auf das private Umfeld der beiden und führt sie zu einem Haus an der Münchner Erhardtstraße. In diesem Haus - im schicken Glockenbachviertel unweit der Isar gelegen - wohnt Waltraud "Trude" Gerlach. Sie unterhält hier offensichtlich seit Jahren einen privaten Amüsierclub: sehr entspannt, sehr unprätentiös. Die wenigen Beschwerden aus der Nachbarschaft und darauffolgende Polizei-Kontrollen wegen Drogenkonsums und illegaler Prostitution verliefen ohne Konsequenzen. Eine großzügige, gemütliche Fünf-Zimmer-Wohnung in bester Lage. In der nicht nur die beiden Opfer häufige Gäste waren, sondern auch ein Kollege Fariza Nasris von der Drogenfahndung. Hält er seine schützende Hand über das Etablissement? Und wer hätte ein Motiv gehabt, die beiden unauffälligen, zurückgezogen lebenden Männer, für die Trudes Privatclub eine Art Zuhause war, zu ermorden? Erst das Auffinden eines weiteren erstochenen Mannes, macht den Ermittlern klar, wie stark die Bindungen der Menschen um Trude untereinander und wie sehr die Lebensläufe und Schicksale miteinander verwoben sind. Friedrich Ani, 1959 geboren, schreibt Romane, Gedichte, Hörspiele und Drehbücher. Seine Bücher wurden in zehn Sprachen übersetzt und vielfach prämiert. Sein Roman Der namenlose Tag wurde unter die zehn besten internationalen Kriminalromane des Jahres gewählt, von Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff verfilmt und vom BR als zweiteiliges Hörspiel produziert. Friedrich Ani ist Mitglied des PEN-Berlin. Er lebt in München.

Samstag 20:05 Uhr Deutschlandfunk

Hörspiel

des Monats Februar 2024 Fünf beste Tage Von Erwin Koch Textfassung, Aufnahmen, Sounddesign und Regie: Stefan Weber Mit: Katja Reinke, Vincent Leittersdorf, Thomas Douglas, Katrin Thurm, Peter Kner Dramaturgie: Reto Ott Produktion: SRF 2024 Länge: 54"30 Anschließend: Hauptsache Hörspiel - Folge 19 Mit Hanna Steger und Max von Malotki Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste: Der Schweizer Autor und Journalist Erwin Koch zeichnet die letzten Tage eines Paares vor dem selbst gewählten Tod der krebskranken Frau durch Inanspruchnahme einer Sterbehilfe nach. Ein Spiel führt sie in der Endphase ihrer Gemeinsamkeit zu einem großen Beziehungsabenteuer: das gegenseitige Geständnis eines nie gelüfteten, mit größter Scham behafteten Geheimnisses. Der wunde Punkt einer traurigen Lebensbilanz ihrerseits und seine lebenslange Strategie, dem Schmerz des menschlichen Daseins auszuweichen, werden nebeneinandergelegt. Das letzte Gespräch führt zu einer zuvor nie dagewesenen Nähe zwischen den beiden Menschen, die voneinander Abschied nehmen müssen. Wäre diese intime Offenheit ohne Bewusstsein des Todes und das Zustimmen dazu überhaupt möglich gewesen? Koch habe, wie im Begleittext festgehalten wird, seine Fiktion an den Erfahrungen seiner journalistisch-dokumentarischen Arbeit orientiert. Tatsächlich ist ihm ein Text gelungen, der die Stationen einer Beziehung präzise absteckt und diese schwerste Lebensstrecke mit eindrucksstarken Bildern ertastet, dabei immer konkret bleibt und dem Unsagbaren seinen gebührenden Platz lässt. Poetisch, genau und situativ fächert er die Vielschichtigkeit von Paarbeziehungen auf, indem er Figuren schafft, die großzügig und ohne die Last der lebenslangen Bewertung auf ihre eigenen Biografien blicken. Dadurch entsteht ein Hörspiel, das der Schwere des Abschieds trotzt und immer wieder in eine Leichtigkeit hineinführt, zum Beispiel wenn es schließt mit dem Gedankenspiel an zukünftige Wahlmöglichkeiten: "Das nächste Mal bestelle ich den Tod auf sechs Uhr morgens." Das Anhören der Produktion wird zu einer taktvollen Sterbebegleitung, die der Komponist und Regisseur Stefan Weber mit einem stimmigen Soundtrack verwoben hat. Fünf beste Tage

Samstag 22:00 Uhr Bremen Zwei

Sounds in concert: Kitty Liv Trio & Christian Rannenberg

Würde man den Pianisten Christian Rannenberg aus Solingen und die britische Gitarristin Kitty Durham aus London über ihre musikalischen Einflüsse diskutieren lassen, würden sie sicherlich eine Menge gemeinsame Vorlieben entdecken. Rock"n"Roll und Blues der alten Schule haben beide auf ihre je eigene Art geprägt. Nun kamen sie für einen Abend ins KITO und zeigten - Christian Rannenberg solo am Klavier und Kitty Liv als Trio - ihre Spielkunst.

Samstag 23:03 Uhr SWR Kultur

Ohne Limit

Das unsichtbare Dritte Hörstück von Albrecht Kunze Mit: Marie Löcker und Karolina Seibold Komposition und Realisation: Albrecht Kunze (Produktion: SWR 2020) Eine Frauenstimme erkundet in einen abgedunkelten Raum die Wahrnehmung ihrer körperlich-geistigen Situation. Sie gerät in ein paranoides Verweissystem. Eine zweite Frauenstimme erscheint plötzlich. Ist der Dialog die Möglichkeit eines Korrektivs aus dieser Zwangslage oder nur Folge der Isolation? Oder steckt hinter allem gar ein "unsichtbares Drittes"? Befinden wir uns in einem Body-Horror-Film oder wird hier erzählt vom Überleben in einem totalitären Überwachungssystem? Oder von der Verfestigung einer psychischen Erkrankung? Das popmusikalische Stück verweigert sich einer Auflösung.

Freitag Sonntag